Wednesday, March 26, 2008

notizen zu application-led research

"the vast majority of ICT research is published and forgotten long before it has any impact on everyday life, let alone woven into its fabric."

die alternative wäre ja, im labor eine neue technologie zusammenzubauen, und in laborexperimente nachzuweisen, dass es tatsächlich geht und dass es im prinzip anwendbar ist. das ist das forschungs-modell
von gentechnologie.

das geht aber nur, weil (und wenn) von vornherein klar ist, was hier "das stück technologie" sein soll, um das es geht.

anders ist es, wenn dieses "stück technologie" überhaupt erst greifbar und für andere weiterdenkbar wird, sobald es da ist und real funktioniert.

das trifft insbesondere auf alle ICT zu, die menschliche aktion mit einbezieht, also eine "soziale maschine" ist.
es war ja nie ein prinzipielles problem, HTTP/HTML zu definieren. genau so wenig wie RSS, wie WIKIs, wie BLOGs.

wenn Berners-Lee einen demonstrator gebaut hätte, und dazu ein paper geschrieben, wäre GAR NICHTS passiert.

die probleme, die man lösen musste, und bei allen Web 2.0 und (fuzzy) Semantic Web sachen lösen muss, waren und sind im kern DESIGN- und Usability-probleme im substanziellen sinn. es war ja immer klar, dass das IM PRINZIP technisch geht. die frage war, ob man es so bauen kann, dass es IN DER PRAXIS geht, d.h. dass es wirklich und spontan von vielen menschen ständig benutzt wird.

FORSCHUNG im emphatischen sinn wird das insofern, als durch das bauen einer innovativen applikation eine NEUE DIMENSION entsteht, die man erkunden kann: sowohl technisch wie auch inhaltlich. (so wie durch Berners-Lee WWW etwas völlig neues entstanden ist, das ein unendliches feld für neue forschungen eröffnet hat, und zwar genau deshalb, weil es weiter verwendet, verändert und erweitert wurde.)

es geht also nicht um eine einzelne spezifische technologie, die alleine etwas ganz anderes kann als andere technologien. es geht hier immer um ein bündel von technologien, das zusammen mehr ergibt als die summe der teile, und zwar für den user bzw. die user experience. es geht um das know-how für das finden und das richtige zusammenfügen der richtigen bausteine, um eine neue qualität zu erzeugen. (wobei diese bausteine selbst wieder "state of the art" sein können, also selbst neueste forschung repräsentieren.)

das problem mit app-led research ist, dass das sehr aufwändig ist: man muss alle die kleinen hindernisse kennen und umgehen, sowohl auf der technischen seite wie auf der anwendungsseite. da könnte man ja längst was neues forschen.

das ist genau dann nicht möglich, wenn die anpassung an die unübersichtlichkeit und unberechenbarkeit der realen user experience scenarios entscheidenden einfluss auf "das stück technologie" (bzw. auf das "bündel") selbst hat. wenn "das stück technologie" also nur in anwendung überhaupt denkbar ist (und sonst quasi in ein paar bausteine und schrauben auseinanderfällt). also eine "application technology".

damit ist klar, dass app-led research sich iterativ organisieren muss, weil ja das feedback der anwendung substanziell zur erweiterten "maschine" selbst gehört.

inwiefern ist das dann aber nicht einfach "applikationsentwicklung", sondern "forschung"?
indem es "open, reusable infrastructure for the wider community’s benefit" konstruiert. indem es viele andere forschungen und applikationen anstoßen kann. insofern es mehr als nur proprietäre produkte erzeugt, sondern eine grundsätzlichen WEG für die erzeugung verwandter produkte, oder auch einen kristallisationspunkt, um den herum sich neue produkte definieren lassen.

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