Monday, March 31, 2008

Media / Micromedia: Arbeitsdefinition

MM sind digitale Medien, die optimiert sind für die Übertragung und Zirkulation von Mikro-Inhalten.

"Medien" ("Media") sind hier zu verstehen als (relativ) geschlossene Systeme, die Zeichen und Symbole prozessieren und sich so um eine besondere Technologie herum auskristallisieren, dass 'harte' und 'weiche' Faktoren in komplexen Rückkopplungsprozessen eng aufeinander bezogen sind: Es besteht eine permanente gegenseitige Beeinflussung zwischen Hardware (Devices bzw. Clients), Übertragungsformate und -protokolle, Interfaces, medialen Inhalte, Nutzerrollen und Nutzungspraktiken. Weder sind also solche Medien/"Media" bloßes Medium/"Werkzeug" für menschlich-kulturelle Absichten, noch sind die Menschen bloß "Nutzer" oder "Bediener" des technischen Systems -- sie werden zum Bestandteil des komplexen Mediensystems. Solche "Media"-Systeme sind bisher "das Web", TV, neuerdings Mobiltelefonie, zunehmend aber auch sich ausdifferenzierende Sub-Systeme(xxx). Sie sind systematisch klar zu unterscheiden von Medien als bloßen "Mitteln zur Übertragung", wobei im übrigen die Grenzen niemals klar zu bestimmen sind. (Sogar die Telegraphie bildete durch technisch-sozial-kognitive Rückkopplungeine Art "Media-System" aus.)

MM sind also komplexe Systeme, die (1) um die Übertragung von Mikro-Inhalten herum entstehen und (2) zu neuen Systemen der Zirkulation führen, und zwar jeweils (a) auf der technischen und (b) auf der humanen Ebene.

(1) Erst einmal geht es darum, möglichst kleine "Botschaften" zum Element zu machen.
(1a) technisch: Anfangs, weil eine Technologie nichts anderes zulässt (frühe PCs, SMS),
(1b) kulturell/sozial/kognitiv: dann, weil die neue Struktur der Aufmerksamkeit auf komplex sich überlagerndes Microtasking angewiesen ist (notgedrungen oder emphatisch = Gewinn eines "Raumgefühls").
(2) Dadurch entstehen neue Systeme der Zirkulation:
(2a) technisch: Es entsteht eine elektronisch-digitale Infrastruktur, die eine völlig neue Qualität von Feedback ermöglicht - dadurch entstehen Zirkulationssysteme, die es vorher nur auf einer sehr viele langwelligeren und abstrakteren Ebene gab - Beispiel Reformation, Yellow Press und Firmen-Workflows;
(2b) kulturell/sozial/kognitiv: diese Feedback-Effekte erzeugen durch ihre schiere Anzahl und Dichte ein qualitativ neues System der Zeichen-Zirkulation und damit der Kommunikation (von Call-ins via Blogosphere bis zu Twitter Mobs).

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